ERSTE KROATISCHE EXPEDITION NACH GRÖNLAND 1971.

Nach acht Monaten intensiven Vorbereitungen startete am 7. Juli 1971 aus Zagreb die erste kroatische alpinistische Expedition, die vom Verband kroatischer Alpenvereine organisiert wurde, in die Gegend des östlichen Grönland. Das Hauptziel war die Erstbesteigung des Berges Ingolf Fjeld, ungefähr 200 km nördlich von der Ortschaft Tasiilaq. Die Expedition wurde veranstaltet im Rahmen der Vorbereitungen für ein grösseres Unternehmen im Jahre 1974 mit dem die hundertjährige Jubiläumsfeier der Begründung Kroatisches Alpenvereines be- zeichnet sein sollte.

An der Expedition beteiligten sich: Dolfi Rotovnik — Kopenhagen, Nenad Čulić — Split, Vladimir Mesarić, Marijan Čepelak, Ing. Hrvoje Lukatela, Branko Šeparović und Expeditionsleiter Ing. Jerko Kirigin, alle aus Zagreb.

Die Ausrüstung wurde am 1. Juni mit Kombibus bis Kopenhagen und weiter mit dem nach Tasiilaq in Begleitung eines Teilnehmers geschickt. Die übrigen sechs Männer kamen aus Kopenhagen mit dem Flugzeug, dan folgte die Reise mit zwei kleinen Motorbooten nach Fjord Kangertittivatsiaq. An 14. Juli landete die Expedition im Gebiet von Ingolf Fjeld, und wegen besonders günstiger Wetterverhaltnisse machte sich sofort an die Ersteigung des Gipfels.

Nach kurzer Rekognoscierung wurde der östliche Grat für den Aufstieg erwählt. Zwei Teilnehmer blieben im Lager I zwecks Funkverbindung und zwecks Nachschubs des Materials u. s. w.; fünf Teilnehmer erreichten unterhalb des östl. Grates auf einer Höhe von 1000 m/M das Lager II. Der Aufstieg folgte durch den vereisten Culoir bis zur Erreichung des Grates, wo die vier Teilnehmer das Lager III aufstelten. Der Höhenunterschied zwischen Lager II und III betrug 450 m, und der Schwierigkeitsgrad III (IV) mit grosser Steinschlagsgefahr. Hier wurde beschlossen, die Besteigung möglichst schnell und mit wenig Bekleidungsgegenständen und Nahrungsmitteln durchzuführen. Von Lager III (1450 m/M) aus, nach 17 Kletterstunden überwindeten die zwei Seilschaften weitere 1000 m Höhe und errichteten Lager IV (ungefähr 2400 m/M). Der Schwierigkeitsgrad wurde geschäzt mit IV (V). Da schon ziemlich viel Klettermaterial verwendet wurde, und aus Sicherheitsgründen, unternahmen nur zwei Teilnehmer die weitere Besteigung der 200 m hohen Gipfelpyramide. Die Seilschaft Čulić—Čepelak erreichte nach besonders schwerer Kletterei (IV—V) im vereisten Fels am 18. Juli um 11 Uhr den Gipfel Ingolf Fjeld. Die Höhe wurde mit 2560 m/M festgesetzt. Nach achtstündiger Pause begonnen die Erstbesteiger den Abstieg, sie kletterten überwiegend abseilend die Aufstiegsroute hinunter. Bei einem misslungenen Seilmanoever musste ein Doppelseil abgeschnitten werden. Den ganzen Tag und die darauffolgende Nacht dauerte der Abstieg bis zum Lager III, und nach kurzem Rasten weiter bis zum Lager II, wo sich die übrigen Teilnehmer befanden. Von hier aus kehrte die vollzählige Mannschaft zu Lager I. zurück.

Am 21. Juli nach fast reinen Eisklettereien bezwangen die 6 Teilnehmer einen bis jetzt umbestiegenen Gipfel und nannten ihn »Žohar«, nach dem Spitznamen eines kroatischen Bergsteigers, namens Drago Belačić.

Nachher versammelte sich die ganze Expedition in dem Basislager. Zwei Bergsteiger unternahmen eine 14-tägige Besteigung des Thank-God Gletschers. Am Anfang erreichten sie nach Bezwingung einer 1150 m hoher Eisbarriere einen Gipfel (2100 m), der mit »Mausi-fjeld«, nach Rotovniks Frau, getauft wurde. In der Zwischenzeit bestiegen die anderen Teilnehmer einen dominierenden Berg am Fjord Eingang, und gaben ihm zum Andenken an eine Bergsteigerin aus Zagreb den Namen »Ana Klasinc Fjeld«. Zuletzt wurde noch ein Gipfel bestiegen, der den Namen »Mosor Fjeld« bekam. Es wurde noch der ganze Fjord und einige überreste der Eskimos-Siedlungen mit eigenem Motorschlauchboot erforscht.

Am 8. August kehrte die Expedition vom Kangertittivatsiaq Fjord zurück: zuerst mit Motorboot bis Tasiilaq, weiter mit dem Flugzeug bzw. mit dem Schiff — nach Kopenhagen. Ende August fanden sich alle Teilnehmer wieder in Zagreb.

Bei gut durchgeführten Vorbereitungen und gut getroffener Auswahl der Teilnehmer, hatte Expedition auch viel Glück: günstige Wetterverhältnisse und wenig schwimmenden Eis.

Diese erfolgreiche Expedition hat zur internationalen Bedeutung des kroatischen Bergsteigens viel beigetragen.

Expeditionsleiter:
Ing. Jerko Kirigin

N.B.: Der obige Text ist eine deutschsprachige Zusammenfassung, die 1972 Im Expeditionsbericht in Zagreb veröffentlicht wurde. Zusätzlich zu einigen geringfügigen Korrekturen, alle geografischen Namen wurden überarbeitetet, um der aktuellen offiziellen grönländischen Toponymie zu entsprechen.